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Mundspüllösungen sorgen für frischen Atem

 

Problem Mundgeruch

Eine bei Ärzten wie auch Patienten weit verbreitete Ansicht ist, dass Mundgeruch eine Erkrankung des Magen-Darmtrakts zugrunde liegt. Daten aus der Mundgeruchsprechstunde der Berliner Charité zeigen jedoch, dass die Quelle des Übels zu etwa 90% in der Mundhöhle zu finden ist [1] und deshalb in den meisten Fällen zunächst in die Hände eines Zahnarztes gehört. Die geruchsintensiven flüchtigen Verbindungen entstehen in der Mundhöhle bei der Zersetzung organischen Materials durch gramnegative anaerobe Mikroorganismen. Beim Abbau schwefelhaltiger Aminosäuren (Cystein und Methionin) aus Nahrungsresten, abgestorbenen Epithelzellen, Blut- und Speichelbestandteilen entstehen flüchtige Schwefelverbindungen, sogenannte vilatile sulphur compounds (VSC), wie Schwefelwasserstoff, Methylmercaptan und Dimethylsulfit, die den unangenehmen faulig-ranzigen Geruch verursachen.

Ursachen von schlechtem Atem

Die häufigste Quelle für Mundgeruch sind Beläge auf dem Zungenrücken. Denn die Makro- und Mikrorauigkeit der Oberfläche bietet speziell Anaerobiern unzählige sauerstoffgeschützte Nischen. Als weitere Ursachen kommen Parodontitis, Karies und/oder mangelhafte Mundhygiene, lokale Infektionen sowie ungepflegter herausnehmbarer Zahnersatz infrage. Zusätzlich gibt es zahlreiche Co-Faktoren, die die Entstehung von Mundgeruch mitbestimmen. An 1. Stelle ist eine reduzierte Speichelflussrate zu nennen. Eine Rolle können aber auch Stress, Rauchen, starker Kaffeekonsum, zu wenig Wasseraufnahme, Mundatmung, Alkoholkonsum, Body-Mass-Index und einseitige Ernährung spielen. Nur in 5-8% der Fälle ist eine Erkrankung im Hals-Nasen-Ohren-Bereich für den Mundgeruch verantwortlich, Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt sogar noch seltener. 

Maßnahmen für frischen Atem 

Bei der Behandlung gilt es, zunächst die Ursache des Mundgeruchs zu eliminieren, beispielsweise durch Beseitigung von Fremdkörpern, Tonsillektomie oder Beeinflussung der Co-Faktoren. Als 2. Schritt erfolgt die symptomatische Behandlung der Geruchsquelle durch Zungenreinigung, Mundspüllösungen und sowohl professionelle als auch häusliche Mundhygiene. In zahlreichen Untersuchungen hat eine adäquate Zungenreinigung zu einer deutlichen Reduktion der VSC und somit zu einer Verminderung des Mundgeruchs geführt. Allerdings hielt die Wirkung einer solchen Reinigung lediglich knapp 30 min an [2]. Zudem hat eine Studie gezeigt, dass die 2-mal tägliche Reinigung mit einer Zungenbürste oder einem Zungenschaber über einen Zeitraum von 2 Wochen zwar eine Reduktion des Zungenbelags bewirkt, die Zahl aerober und anaerober Keime auf der Zunge jedoch nicht nennenswert vermindert [3]. Dass sich dagegen durch eine Zungenreinigung mit Absaugkanüle und einer antibakteriellen Spüllösung (Listerine® sorgt für frischen Atem) zusätzlich zum täglichen Zähneputzen eine statistisch hoch signifikante Reduktion von Anaerobiern, gramnegativen Anaerobiern, VSC-produzierenden Bakterien sowie Streptococcus, sowohl nach der Behandlung als auch nach 4 Tagen erreichen lässt, hat sich in einer Studie im Crossover-Design mit 19 Teilnehmern gezeigt. Mit alleinigem Zähneputzen ließen sich hingegen keine signifikanten und mit Zähneputzen plus Zungenreinigung keine relevanten Ergebnisse 
(< 0,5 log CFU) erzielen [4]. In einer weiteren klinischen Studie mit 21 Patienten führte eine Mundspülung mit Chlorhexidin und Zink mit und ohne zusätzlicher Zungenreinigung zu einer signifikanten Reduktion der VSC-Konzentration direkt nach der Behandlung sowie nach 30 min und im Gegensatz zur alleinigen Zungenreinigung auch noch nach 14 Tagen [5].

Fazit

Ein noch unveröffentlichter Konsensusbericht, der auf dem Breath Analysis Summit 2013 in Saarbrücken erarbeitet wurde, empfiehlt als Mundspüllösung oder Zungengel angebotene Standardantiseptika, deren Wirksamkeit wissenschaftlich belegt ist, anzuwenden, wenn eine Zungenreinigung allein nicht ausreicht [6]. Wichtigste Grundlage für eine nachhaltige Mundgesundheit ist die tägliche Dreifachprophylaxe: Dabei wird die mechanische Plaquebeseitigung zur Erhaltung der Mundgesundheit mittels Zahnbürste sowie die Reinigung der Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürste durch eine Mundspüllösung, wie Listerine®, optimal ergänzt.

Literatur

1 Seemann et al. Int Dent J 2006; 56: 77-81 

2 Seemann et al. JADA 2001; 132: 1263-1267

3 Quirynen et al. J Clin Periodontol 2004; 31:506

4 Bordas et al. Arch Oral Biol 2008; 53 Suppl 1: 13-18

5 Ademowski et al. Acta Odontol Scand 2012; 70: 224

6 Seemann et al. J Breath Res 2014; 8: 017101

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Der aktuelle Beitrag „Mundspüllösungen sorgen für frischen Atem“ bildet den Abschluss der 5-teiligen Serie „Blickpunkt Mundspülung“, die zur Bedeutung von Mundspülungen in der häuslichen Mundhygiene informierte. 

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