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Mundgesundheit trotz erschwerter Bedingungen

 

Mundgesundheit trotz erschwerter Bedingungen

 

Mundgesundheit trotz erschwerter Bedingungen
Mehr Retentionsflächen, veränderter Speichelfluss
Präventive Maßnahmen in der Praxis
Präventive Maßnahmen zu Hause
Wenn Mundhygiene zur Selbstverständlichkeit wird

Mundgesundheit trotz erschwerter Bedingungen

 

3-fach-Prophylaxe während der kieferorthopädischen Behandlung

Wer eine kieferorthopädische Behandlung beginnt, wird automatisch zum Hochrisiko-Patienten: Die Anfälligkeit für White Spot-Läsionen, Karies und Gingivitis erhöht sich durch das Tragen beispielsweise von Multibracket-Apparaturen.1,2 Darum ist es bei dieser Patientengruppe besonders wichtig, dass regelmäßig beim Zahnarzt oder Kieferorthopäden Kontrollen stattfinden und geeignete Maßnahmen zum Erhalt der Mundgesundheit durchgeführt sowie empfohlen werden. Zu den sinnvollen häuslichen Maßnahmen gehört die tägliche 3-fach Prophylaxe bestehend aus Zähneputzen, Interdentalraumpflege und Anwendung einer Mundspülung mit antibakterieller Wirkung. Werden diese Maßnahmen bei den häufig jugendlichen Patienten zur Gewohnheit, so ist es wahrscheinlich, dass sie diese auch nach Abschluss der Behandlung weiterhin einsetzen und so einen Beitrag für eine lebenslange Mundgesundheit leisten. Die längerfristige Anwendung von Mundspüllösungen im Rahmen der täglichen Mundhygiene-Maßnahmen eignet sich prinzipiell für alle Patienten. Laut S3-Leitlinie wird die Anwendung von Mundspüllösungen mit antibakterieller Wirkung besonders für Personengruppen mit besonderem Unterstützungsbedarf, die unter spezieller Medikation stehen oder mit mechanisch schwer zugänglichen Bereichen im Mundraum empfohlen.3

 

Mehr Retentionsflächen, veränderter Speichelfluss

 

Die meisten Menschen, bei denen eine Korrektur von Zahnfehlstellungen mit kieferorthopädischen Apparaturen erfolgt, sind Jugendliche. Diese Patientengruppe wird häufig mit einem grundsätzlich erhöhten Kariesrisiko, aber geringerem Risiko für das Auftreten von Parodontalerkrankungen in Verbindung gebracht.4 Der noch nicht vollständig ausgereifte Schmelz ist anfälliger gegenüber Angriffen durch Säure und Bakterien, während die Ernährungsgewohnheiten häufig wenig zahnfreundlich sind.

 

Präventive Maßnahmen in der Praxis

 

Um hier entgegenzuwirken und die Mundgesundheit während der kieferorthopädischen Behandlung zu erhalten, werden verschiedene Maßnahmen empfohlen.1 Diese sind teilweise in Abständen von drei bis sechs Monaten in der zahnärztlichen bzw. kieferorthopädischen Praxis und teilweise mehrmals täglich zu Hause durchzuführen.

In der Praxis sollten – wie bei jedem Hochrisiko-Patienten – engmaschige Kontrollen erfolgen. Hierbei erscheint es sinnvoll, einen speziell für Patienten in kieferorthopädischer Behandlung entwickelten Orthodontic Plaque Index (OPI) zu erheben, der eine präzisere Kontrolle der Mundhygiene im direkten Bracketumfeld ermöglicht.1 Im Rahmen der Kontrolluntersuchungen sollte zudem regelmäßig (zwei bis dreimal jährlich) eine professionelle Zahnreinigung erfolgen.5

Als weitere sinnvolle Maßnahme wird in der Fachliteratur die Intensivfluoridierung mit einem Lack erwähnt, die im Abstand von circa drei Monaten durchgeführt werden kann.6 Nicht zuletzt ist die Möglichkeit der Bracketumfeldversiegelung mit fluoridhaltigen Produkten zu nennen, die über einen längeren Zeitraum auf der Zahnsubstanz verbleiben.6 Sie fördern die Remineralisierung des Zahnschmelzes, beugen einer Demineralisierung vor und verhindern so erfolgreich die Bildung von White Spots sowie Karies.

 

Präventive Maßnahmen zu Hause

 

Die Basis dafür, dass Patienten mit kieferorthopädischen Apparaturen auch in den eigenen vier Wänden die notwendigen Maßnahmen für den Erhalt ihrer Mundgesundheit ergreifen, wird durch eine ausführliche Beratung und Motivation der Patienten gelegt. Bei Jugendlichen sollten auch die Eltern bei dieser Aufklärung mit einbezogen werden. Im Fokus stehen sollte die Förderung einer zahnfreundlichen Ernährung unter Verzicht auf die häufige Zufuhr zuckerhaltiger Lebensmittel in Kombination mit einem ausgewogenen häuslichen Biofilmmanagement.

Zu den gängigen Empfehlungen für Patienten mit festsitzenden kieferorthopädischen Apparaturen gehört das sorgfältige Putzen der Zähne mit einer Zahncreme, deren Fluoridgehalt an die altersspezifischen Bedürfnisse des Patienten angepasst ist. Zudem werden verschiedene Hilfsmittel empfohlen: z.B. mit einer Mundspüllösung lassen sich Essensreste grob vor dem Zähneputzen entfernen, mit speziellen Bürstchen wird der Bereich zwischen Brackets und Bögen gesäubert und mit Zahnseide werden die Interdentalräume gereinigt. Zur Unterstützung dieser mechanischen Methoden der Zahnreinigung erscheint die Anwendung einer fluoridhaltigen Mundspüllösung möglichst ohne Alkohol sinnvoll. Zusätzlich sollte einmal wöchentlich ein Zahngelee mit erhöhtem Fluoridgehalt zum Einsatz kommen.7

Dass die regelmäßige Anwendung von Mundspülungen mit ätherischen Ölen als Ergänzung zum mechanischen Biofilmmanagement grundsätzlich sinnvoll ist, bestätigen die Autoren der S3-Leitlinie „Häusliches chemisches Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie der Gingivitis“.3 Demnach eignen sich Mundspülungen zur Reduktion des Biofilms und somit zur Vorbeugung von Gingivitis. Besonders wichtig erscheint ihre Anwendung laut Leitlinie im Rahmen der Reinigung mechanisch schwer zugänglicher Bereiche, die bei Patienten mit festsitzenden kieferorthopädischen Apparaturen zahlreich vorhanden sind. Nur für ätherische Öle (wie z.B. in Listerine®) und Chlorhexidin (CHX) liegt eine hervorragende Datenlage vor, gleichzeitig weisen beide Wirkstoffe einen großen Effekt auf Plaque und Gingivitis auf. Zudem überzeugen ätherische Öle auch bei langfristigem Gebrauch: „Gegenüber CHX und Aminfluorid/Zinnfluorid (ASF) treten auch bei einer Langzeitverwendung keine oralen Verfärbungen auf“3.

 

Wenn Mundhygiene zur Selbstverständlichkeit wird

 

All dies zeigt, dass Patienten, die sich in kieferorthopädische Behandlung begeben, der täglichen Mundhygiene besondere Aufmerksamkeit widmen sollten. Noch mehr als andere Patientengruppen scheinen sie von der täglichen Anwendung einer Mundspülung mit bis zu vier ätherischen Ölen zu profitieren. Dabei ist eine sorgfältige Aufklärung der Patienten und ihre Motivation zur Mitarbeit eine sinnvolle Investition in die Zukunft: Wer früh lernt, seine Zähne mittels täglicher 3-fach-Prophylaxe korrekt zu pflegen, für den wird die korrekte Vorgehensweise rasch zur Gewohnheit. Wenn dann die Brackets entfernt werden und sich ein strahlend schönes Lächeln präsentiert, ist der Grundstein für den lebenslangen Erhalt der Mundgesundheit bereits gelegt. Schließlich ist nichts einfacher als die schlichte Beibehaltung bereits etablierter Gewohnheiten. Mit ein wenig Glück übertragen sich diese auf die gesamte Familie.

 

 

 

 

 

 

Quellen:

 

1 Beberhold K, Sachse-Kulp A, Schwestka-Polly R, Hornecker E, Ziebolz D. The Orthodontic Plaque Index: an oral hygiene index for patients with multibracket appliances. Orthodontics (Chic.). 2012;13(1):94-9.

2 Sundararaj D, Venkatachalapathy S, Tandon A, Pereira A. Critical evaluation of incidence and prevalence of white spot lesions during fixed orthodontic appliance treatment: A meta-analysis. J Int Soc Prev Community Dent. 2015;5(6):433-439.

3 DG PARO, DGZMK. S3-Leitlinie: Häusliches chemisches Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie der Gingivitis. Parodontologie 2018. https://www.awmf.org/leitlinien/detail/II/083-022.html

4 American Academy of Pediatric Dentistry. Adolescent Oral Health Care. Recommendations: Best Practices, 2015; 221-228.

5 Khoroushi M, Kachuie M. Prevention and Treatment of White Spot Lesions in Orthodontic Patients. Contemp Clin Dent. 2017;8(1):11-19. doi:10.4103/ccd.ccd_216_17

6 Kumar Jena A, Pal Singh S, Kumar Utreja A. Efficacy of resin-modified glass ionomer cement varnish in the prevention of white spot lesions during comprehensive orthodontic treatment: a split-mouth study. J Orthod. 2015;42(3):200-207.

7 Patientenberatung und -betreuung: Mundhygiene während der kieferorthopädischen Behandlung. https://www.spitta.de/fileadmin/template_neu/flash/kfo-form/2_Aufklaerungsformular_Formularmanager_Kfo.pdf