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Teil 2: Gesundheitsrisiko Biofilm

  

Eine effektive Biofilmkontrolle setzt bei der regelmäßigen mechanischen Zahn- und Interdentalreinigung an. Ergänzt wird diese im Rahmen der täglichen 3-fach-Prophylaxe durch die tägliche Anwendung einer antibakteriellen Mundspülung, um auch die im Verbund des dentalen Biofilms lebenden Bakterien effektiv zu bekämpfen. Mundspülungen mit ätherischen Ölen, wie Listerine®, zerstören die bakteriellen Zellwände, sodass der nach der mechanischen Zahnreinigung verbliebene Biofilm gelockert und gelöst wird. So kann eine neue Bakterienakkumulation zeitlich verzögert werden. Zudem wirken Mundspülungen auch an Stellen, die mit Zahnbürste und Interdentalpflege schlecht zu erreichen sind.

Ein Gesundheitsrisiko stellen Biofilme insbesondere dadurch dar, dass sich potenziell pathogene Mikroorganismen in der extrazellulären Matrix des Biofilms ansiedeln können und dort Schutz vor dem Immunsystem des Körpers und äußeren Einflüssen finden. Der Schutz ist so wirksam, dass auch Antibiotika nichts ausrichten können, da sie den Biofilm nicht durchdringen. Aus diesem Grund ist der Biofilm ein Mitverursacher für häufige Erkrankungen des Mundraumes wie Karies, Gingivitis und Parodontitis. Alleine für die Parodontitis wird in Industrieländern von einer Prävalenz von mindestens 30 Prozent bei Erwachsenen ausgegangen.9

Zusammenhang zwischen Parodontitis und Herzinfakt und Schlaganfallrisiko

Aber auch Allgemeinerkrankungen können durch einen unkontrollierten Biofilm und damit einhergehende Mundhöhlenerkrankungen bedingt werden. Es wird angenommen, dass Bakterien aus dem Mund durch kleine Wunden in die Blutlaufbahn gelangen und somit Krankheiten in diversen Organen auslösen. Einige Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen der Volkskrankheit Parodontitis und einem erhöhten Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko.10,11

Des Weiteren wurden Wechselwirkungen zwischen der Erkrankung des Zahnhalteapparates und Diabetes vielfach untersucht: So kann eine bestehende Parodontitis auch einen Diabetes (Typ 2) negativ beeinflussen und zu einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels führen. Mit Zunahme der Sondierungstiefe oder des entzündeten parodontalen Gewebes steigt auch der HbA1c-Wert bei Diabetikern an.1 Zudem erhöht das Vorhandensein schwerer Parodontitiden die Insulinresistenz der Gewebe und erschwert so die Einstellung des Blutzuckers.2 Außerdem scheint es einen Zusammenhang zu geben zwischen der Erkrankung des Zahnhalteapparates und dem Risiko von Frühgeburten.12

Eine der wirksamsten Maßnahmen, um Zähne und Zahnfleisch langfristig gesund zu halten, stellt die Kontrolle des dentalen Biofilms dar. Besonders wenn der Biofilm bereits besteht, muss die Kommunikation zwischen den Bakterien unterbrochen werden, damit der Biofilm aufgelöst werden kann und eine effektive Bekämpfung der Keime stattfindet. Neben der mechanischen Biofilmkontrolle mit Zahnbürste und Interdentalpflege sollten weitere Maßnahmen ergriffen werden, um den dentalen Biofilm auch in den subgingivalen Räumen wirksam zu bekämpfen.

Mechanische Biofilmkontrolle reicht oft nicht aus

Eine umfassende mechanische Biofilmkontrolle erfordert eine hohe Motivation und gute motorische Fähigkeiten. Dass dieser Anspruch nicht der Realität entspricht, zeigt sich bei einem Blick in Umfrageergebnisse zur mechanischen Zahnreinigung: Interdentale Hygienemaßnahmen werden nur von 10 Prozent der Erwachsenen täglich angewandt und die durchschnittliche Putzdauer mit der Zahnbürste beträgt ca. 80 Sekunden.13 Zahnfehlstellungen, sehr eng stehende Zähne oder permanente Zahnspangen kommen bei vielen Menschen erschwerend hinzu und bewirken, dass der Zahnbelag häufig unzureichend entfernt wird. Da die Zähne nur 25 Prozent der Gesamtfläche des Mundraumes ausmachen, bleiben planktonische Bakterien zudem hauptsächlich unberührt von der mechanischen Biofilmkontrolle.

Mit Hilfe einer antibakteriellen Mundspülung lässt sich die tägliche Mundhygiene verbessern. Entscheidend für eine bedenkenlose Langzeitanwendung sind die Inhaltsstoffe der Mundspülung. Mundspülungen, die den Wirkstoff Chlorhexidin enthalten, können bei langfristiger Anwendung zu Verfärbungen im Mundraum führen und sind nur für den zeitlich begrenzten Einsatz geeignet, z.B. zur Plaquekontrolle bei akuten Entzündungen.14

Die Prophylaxe mit ätherischen Ölen als langfristige Lösung 

Antibakterielle Mundspülungen mit ätherischen Ölen bieten sich aufgrund ihrer Verträglichkeit ideal über einen langen Zeitraum als Ergänzung zur mechanischen Zahnreinigung in der Prophylaxe an: In Studien führte die regelmäßige Anwendung von Mundspülungen mit ätherischen Ölen über einen Zeitraum von 6 Monaten weder zu einer Verschiebung des mikrobiellen Gleichgewichts zugunsten opportunistischer oraler pathogener Keime noch zu bakteriellen Resistenzen. Veränderungen der Mundschleimhaut oder Verfärbungen der Zähne konnten nicht beobachtet werden. Mundspülungen auf der Basis ätherischer Öle (z.B. Listerine®) sind in der Lage, den dentalen Biofilm zu durchdringen, und können somit dabei helfen, pathogene Keime effektiv zu bekämpfen. Die ätherischen Öle zerstören die aus lipophilen Molekülen bestehenden bakteriellen Zellwände und zersetzen dadurch die Struktur des Biofilms.16,17 In-vitro und klinische Studien haben weiterhin nachgewiesen, dass ätherische Öle nicht nur im supra-, sondern auch im subgingivalen Raum in den Biofilm eindringen können und die Bakterienzahl reduzieren.16


Eine aktuelle Metaanalyse, die Daten von über 5.000 Probanden umfasst, bestätigt den positiven Effekt von Mundspülungen mit ätherischen Ölen auf die Kontrolle des dentalen Biofilms und die Erhaltung der Zahnfleischgesundheit, wenn diese zusätzlich zur mechanischen Zahnreinigung verwendet wird. Nach 6 Monaten ergab das ergänzende Spülen mit Listerine® eine fast 8-mal höhere Chance auf Plaque-freie Zahnflächen im Vergleich zur mechanischen Reinigung allein. Auch der Plaqueindex wies signifikante Unterschiede auf: Während 83% der Probanden in der Gruppe, die zusätzlich spülten, einen Rückgang des Plaqueindexes um 20% erreichten, konnte dieser Effekt nur bei einem Viertel der Probanden, die ohne Spülung und lediglich mechanisch reinigten, beobachtet werden. Zudem ermöglichte die zusätzliche Verwendung der Mundspülung eine fast 5-mal höhere Chance, das Zahnfleisch gesund zu erhalten, als die mechanische Zahnreinigung allein.18

Die umfassende Studienlage belegt also, dass Mundspülungen mit ätherischen Ölen die Wirkung der mechanischen Biofilmkontrolle optimieren können. Ihre Eignung für die Langzeitanwendung machen sie zum perfekten Begleiter der mechanischen Zahnreinigung: Mit der täglichen 3-fach-Prophylaxe aus Zahnbürste, Interdentalpflege und Mundspülung mit ätherischen Ölen können Patienten den Biofilm effektiv kontrollieren.

Wie der Biofilm entsteht, erfahen Sie im ersten Teil unserer Serie zum effektiven Biofilmmanagement "Entstehung des Biofilms".

 

 

Quellen

1 Chen L, Wei B, Liu F, Xuan D, Xie B, Zhang J. Association of Periodontal Parameters with Metabolic Level and Systemic Inflammatory Markers in Patients with Type-2 Diabetes. J Periodontol. 2010; 81:364-71.
2 Taylor GW, Burt BA, Becker MP, et al. Severe periodontitis and risk for poor glycemic control in patients with non-insulin-dependent diabetes mellitus. J Periodontol 1996; 67:1085–1093.
3 Chiu B. Multiple infections in carotid atherosclerotic plaques. Am Heart J 1999; 138: 534.
4 Beck et al. Periodontal disease and cardiovascular disease. J Periodontol  1996; 67: 1123.
5 Wu et al. Periodontal disease and risk of cerebrovascular disease: the first national health and nutrition examination survey and its follow-up study. Arch Intern Med 2000; 160: 2749.
6 Pradeep et al: Periodontitis as a risk factor for cerebrovascular accident: a case-control study in the Indian population. J Periodontal Res 2010; 45(2): 223-228.
7 Donlan RM, Costerton JW. Biofilms:  survival mechanisms of clinically relevant microorganisms.  Clin Microbiol Rev  2002;  15(2): 167-93.
8 Ciancio SG. Efficacy of antiseptic mouthrinses on plaque biofilm. Biological Therapies in Dentistry 2009; 24 (Supplement 2): 1-4.
9 Holtfreter B, Kocher T, Hoffmann T et al. Prevalence of peridontal disease on a German dental survey (DMS IV). J Clin Periodontal 2010; 37, 211-219.
10 Syrjanen J. et al: Dental infection in association with cerebral infarction in young and middle-aged men. J Intern Med 225:179-184, 1989.
11 Mattila KJ, et al: Association between dental health and acute myocardial infarction. Brit Med J 298:779-782, 1989.
12 Jeffcoat, M. A.: Peridontal infection and preterm birth – Results of a prospective study. JADA 2001, 132: 875-880.
13 Saxer U.P., Barbakov J., Yankell S.L. New studies on estimated and actual toothbrushing times and dentifrice use. J Clin Dent 1998; 9: 49-51.
14 Van Leeuven M, et al. Essential oils compared to chlorhexidine with respect to plaque and parameters of gingival inflammation: a systematic review. J Periodontol 2011; 82(2): 174–94.
15 Stoeken JE, Paraskevas S, van der Weijden GA. The long-term effect of a mouthrinse containing essential oils on dental plaque and gingivitis: a systematic review. J Periodontol 2007; 78: 1218–1228.
16 Fine DH et al. Effect of rinsing with an essential oil-containing mouthrinse on subgingival periodontopathogens. J Periodont 2007; 78: 1935–1942.
17 Pauline C Pan et al. In-vitro evidence for efficacy of antimicrobial mouthrinses.  Journal of dentistry 2010; 38: 16-20.
18 Araujo MWB, Charles C et al. Meta-analysis of the effect of an essential oil-containing mouthrinse on gingivitis and plaque. JADA 2015; 146(8): 610-622.